Ab jetzt esse ich nur noch Open Source
Wenn uns Personen etwas über Datenschutz erzählen, fällt oft auch der Begriff "Open Source". Er hat irgendwas mit den Apps und Programmen zu tun, die uns empfohlen werden und die unsere Daten schützen sollen. Aber irgendwie sind auch nicht alle Anwendungen "Open Source". Also: Was genau verbirgt sich hinter diesem Ausdruck und was für ein Zusammenhang besteht zwischen Datenschutz und Open Source? Und kann mir bitte jemand erklären, warum da etwas von Essen in der Überschrift steht?
Open Source und die Art, ein Gericht herzuzaubern
Wenn wir ein Gericht in einem Restaurant verzehren, wissen wir meist nicht, aus welchen Zutaten es genau besteht. Anhand des Namens eines Gerichts können wir natürlich einige davon benennen und wenn wir den Schmaus auf dem Teller anblicken, können wir die Zutatenliste erweitern. Doch im Normalfall ist es für uns unmöglich, eine 100% akkurate Liste zu erstellen. Was die Zubereitung der Mahlzeit betrifft können wir Spekulationen starten und die Kochprofis unter uns werden grob erklären können, wie die Speise entstandenist. Doch auch hier können wir nicht mit voller Gewissheit sagen, wie der Ablauf exakt war.
Wollen wir ganz genau wissen, wie unser Essen zusammengesetzt ist, kochen wir am Besten selbst oder fragen nach dem Rezept. Und dann ist das Essen auf einmal “Open Source”. Naja, so könnten wir es zumindest bezeichnen. Eigentlich wird der Begriff für Software, also Apps und Programme, verwendet. Eine Software ist wie ein Gericht: Es gibt Zutaten, wie z.B. Schriftarten, Bilder und andere Komponenten, und es gibt ein Rezept, üblicherweise Quellcode genannt. Mithilfe des Quellcodes bastelt ein Rechner aus den Zutaten eine Software, die du und ich z.B. auf dem Smartphone ausführen können.
Eine Software wird dann als Open Source bezeichnet, wenn wir uns das Rezept bzw. den Quellcode anschauen können. Genauso wie es hilfreich sein kann, die Zutaten eines Gerichts zu kennen, weil wir vielleicht eine Unverträglichkeit haben, ist es für uns wichtig, ob der Quellcode für eine Software öffentlich zur Verfügung steht.
Ein Rezept aus einem Kochbuch ist wie der Quellcode für eine Software
Bedeutet Open Source mehr Datenschutz?
Quellcode, der für alle Menschen einsehbar ist, kann durch andere Programmierer.innen oder Sicherheitsforscher.innen untersucht werden. Das führt dazu, dass sie Sicherheitslücken finden können, die dann beseitigt werden. Diese Leute können aber auch in Erfahrung bringen, welche Daten gesammelt und wohin sie ausgeleitet werden. Während beseitigte Sicherheitslücken garantiert gut für den Datenschutz sind, kann uns der Umgang mit den Daten zeigen, welche Anwendungen datenschutzfreundlich sind und welche nicht.
Das zeigt bereits, dass eine Open Source-Anwendung nicht automatisch datenschutzfreundlich ist. Andererseits ist es nicht möglich, von einer Software zu behaupten, sie sei datenschutzfreundlich, wenn sie nicht Open Source ist, da der Datenschutz nicht vollständig überprüfbar ist. Dennoch wage ich zu behaupten, dass die meisten Anwendungen, die Open Source sind, auch dafür sorgen, dass unsere Daten gut verwahrt werden. Der Fall der Audio-Software Audacity beweist, dass es negative Konsequenzen geben kann, wenn eine Software, die vorher keine Daten sammelte, nicht nur anfängt, Daten abzugreifen, sondern diese auch an andere Unternehmen weitergegeben werden. Dort hat sich ein Teil der Community abgespalten und angefangen, einen Klon (Entwickler.innen sprechen von “Fork”) mit dem Namen Tenacity zu entwickeln. Unternehmen sollten es sich also nicht mit der Community verscherzen und lieber Wert auf den Schutz der Daten legen.
Wie ist es denn möglich, Anwendungen zu finden, die Open Source und datenschutzfreundlich ist? Hierzu verweise ich auf die Digitale Selbstverteidigung der Digitalcourage und die Empfehlungsecke von Mike Kuketz. Beide zeigen euch, welche Apps und Programme in verschiedenen Kategorien empfehlenswert sind. Was ihr euch zudem merken solltet:
Open Source steht nicht für Datenschutz, aber Datenschutz ist nur durch Open Source nachweisbar. Nur weil du ein Rezept für ein Gericht besitzt, heißt dies nicht, dass das Gericht gesund ist, aber ohne Rezept inkl. Zutatenliste kannst du nicht überprüfen, ob ein Gericht gesund ist.